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Leningrader Sinfonie

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Titel

Die Schülerinnen und Schüler der Albert-Einstein-Schule in Schwalbach dokumentieren den historischen Hintergrund der Aufführung der siebten Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch am 9. August 1942 im von den deutschen Truppen belagerten Leningrad.
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Schostakowitsch

„Auch wenn sie beide Hände abschneiden, werde ich trotzdem Musik komponieren und den Stift zwischen den Zähnen halten.“ 

Dmitri Schostakowitsch wurde 1906 in Leningrad (heute: Sankt Petersburg) geboren. Er war patriotischer Russe, überzeugter Leningrader und leidenschaftlicher Komponist. Mit gerade einmal 16 Jahren vermittelte ihn sein Klavierlehrer an das renommierte Leningrader Konservatorium. Sein Studium in Klavier und Kompositionslehre schloss er drei Jahre später mit der Veröffentlichung seiner ersten Sinfonie ab, die ihm weltweiten Ruhm und Anerkennung brachte. Die sowjetische Regierung behandelte ihn seitdem als herausragendes Aushängeschild für die kulturellen Leistungen der Sowjetunion. Ab 1936 jedoch fiel Schostakowitsch mehrfach in Ungnade. So hatte er bis zu seinem Tod im Jahr 1975 ein gespanntes und wechselhaftes Verhältnis zum autoritären Regime, was sich immer wieder in seinen Werken ausdrückte.  
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„Das Warten auf die Exekution ist eines der Themen, die mich mein Leben lang gemartert haben, viele Seiten meiner Musik sprechen davon.“ - Dmitri Schostakowitsch

Nach jahrelangem Erfolg der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ erschien im Jahr 1936 ein Leitartikel in der "Prawda", dem offiziellen Parteiorgan der Kommunistischen Partei, in dem Schostakowitschs Musik als "Chaos" denunziert wurde. Anlass für den Artikel war ein Besuch der Oper durch Stalin persönlich, dem das Werk missfiel. Schostakowitsch erhielt Aufführungsverbot und sein Leben war nun von der ständigen Angst geprägt, die Geheimpolizei könnte ihn abholen. Ihm und seiner Familie drohten Lagerhaft und Schlimmeres. Er erfuhr seine Abhängigkeit von Stalins Gnade so unmittelbar wie nie zuvor.

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Das Thema des ersten Satzes schrieb Schostakowitsch schon vor Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges, traute sich jedoch aus Angst vor einer negativen Reaktion Stalins nicht, es zu veröffentlichen. Nachdem die deutschen Truppen begannen Leningrad zu blockieren, setzte Schostakowitsch sein Werk jedoch fort. Er arbeitete an einer Widerstandshymne, um sein Land zu unterstützen, da ihm der Beitritt zur Roten Armee als Künstler mehrmals verweigert wurde. Er erweiterte sein bereits begonnenes Stück zu einer kompletten Sinfonie mit vier Sätzen. Aufgrund der gefährlichen Situation wurde Schostakowitsch mit seiner Familie aus der Stadt Leningrad geflogen, um die restlichen drei Sätze der fertigzustellen.




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Was passiert musikalisch?
Welche Geschichte erzählt die Sinfonie?
Welche Emotionen weckt sie?
Wir schildern unsere Eindrücke im Audio.

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Leningrad

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„Leningrad ist umklammert. Niemand wird sie mehr befreien. Und die anderen werden hungern, in Leningrad“
Adolf Hitler

1941 wurde Lenigrad auf Hitlers Befehl von deutschen Truppen belagert mit dem Ziel, die Leningrader Bevölkerung auszuhungern. Die Lebensmittelversorgungen wurden gekappt und Nahrungslager bombardiert. Neben dem Essen wurden Strom und Heizmaterial schnell zur Mangelware. Zusätzlich stand die Stadt unter ständigem Artilleriebeschuss. Die 872 Tage lange Belagerung von Leningrad gilt als eines der schlimmsten Kriegsverbrechen, das jemals begangen wurde, und ist ein Sinnbild der nationalsozialistischen Grausamkeit.  

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Daniil Granin ist ein sowjetischer Schriftsteller, der als Soldat an der Front um Leningrad eingesetzt war und die Belagerung erlebte. Nach dem Krieg schrieben er und Ales Adamowitsch das Blockadebuch, eine Dokumentation aus Augenzeugenberichten, Erinnerungen, Tagebüchern und Briefen. Darüber redete er am am 27. Januar 2014 im Deutschen Bundestag.

Unser Foto zeigt die Tagesration Brot für ein Kind im belagerten Leningrad - mehr gab es nicht zu essen.

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Schostakowitsch schrieb diese große Komposition, während die faschistischen Schweine ganz Europa in Schutt und Asche legten. Und Europa dachte, dass Leningrad am Ende ist“ - Karl Iljitsch Eliasberg, Dirigent 

Trotz der Belagerung durch Hitlers Truppen ordnete Stalin an, dass die Sinfonie in Leningrad aufgeführt werden sollte. Sein Ziel war es, den ungebrochenen Überlebenswillen der Leningrader Zivilbevölkerung zum Ausdruck zu bringen.
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"Ich erkannte die Spieler nicht wieder, sie sahen aus wie Skelette" - Ksenia Matus, Oboistin

Um die Sinfonie aufführen zu können, wurden Musiker des dezimierten Rundfunkorchesters zurückbeordert, doch nur 15 Musiker waren noch am Leben. Deshalb wurde über den Rundfunk nach Überlebenden gesucht, die ein klassisches Instrument spielen konnten, um eine spielfähige Besetzung zu haben. Denen, die geschwächt vom Hunger bei den Proben Schwierigkeiten bekamen, wurden die Essens-Sonderrationen gestrichen.

Foto: Ticketverkauf für das Konzert in Leningrad
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"Diese Darbietung zeugt von unserem Widerstandsgeist, unserem Mut und unserer Bereitschaft zu kämpfen“ - Karl Iljitsch Eliasberg, Dirigent 

Die Aufführung der 7. Sinfonie im belagerten Leningrad fand am 9. August 1942 statt. Sie sollte der Zivilbevölkerung die Motivation und den Willen zu überleben geben. Ein weiteres Ziel der Sinfonie war, die Menschen noch enger zusammenzubringen, damit sie die Hoffnung nicht aufgaben, dass ein Überleben möglich ist. Die Aufführung der Sinfonie unter diesen Bedingungen wirkte sich nicht nur auf alle Leningrader aus, sondern auch auf die Wehrmacht, die die Sinfonie über Lautsprecher zu hören bekam. Wie stark die Sinfonie auf die russische Bevölkerung wirkte, zeigt auch die begeisterte Reaktion der Zuhörer bei der Erstaufführung in Moskau am 27. März 1942, die während eines Luftangriffs stattfand. Selbst der Luftalarm konnte die Zuhörer nicht dazu bewegen, das Konzert zu verlassen und die Schutzräume aufzusuchen.

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Olga Kvade hat die Aufführung in Leningrad miterlebt. Sie erinnert sich, wie sie und die Menschen in der Stadt das Konzert erlebt haben.

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"Niemand ist vergessen und nichts wird vergessen" - Piskarevskoye Memorial in Petersburg

Die Belagerung Leninsgrads war eines der schlimmsten Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. In der Bundesrepublik wurde dieses Verbrechen nach dem Krieg nahezu vergessen. In der DDR blieb es vor allem wegen des heroischen Sieges der Roten Armee in Erinnerung.
Erst nach der Wiedervereinigung gerieten dieses Verbrechen und die Opfer wieder in den Blick der Öffentlichkeit. In Petersburg, so der heutige Name Leningrads, erinnert ein Mahnmal an die Opfer der Blockade.
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Interview

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"Wenn man über die Belagerung von Leningrad redet: Mein erster Eindruck ist die Siebte von Schostakowitsch" 

Hovhannes Mokatsian spielt Geige im Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks. Er stammt aus Armenien und hat im Gespräch mit Kento Holler erzählt, wie ihn die siebte Sinfonie seit seiner Kindheit begleitet und beeindruckt hat.

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Reflexion

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Wir haben uns viele Wochen mit der 7. Sinfonie, mit dem Leben und Werk Dmitri Schostakowitschs und der grausamen Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg befasst. Zum Schluss unsere ganz persönlichen Eindrücke.

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Impressum

Leistungskurs Musik Q3 der Albert-Einstein-Schule Schwalbach im Schuljahr 2019/20:
Kento Holler ∙ Leon Amelung ∙ Je Sun Park ∙ Monika Fuchs ∙ Carla Oelschläger ∙ Chiara Dalnodar ∙ Niku Aghazadeh ∙ Sandra Zickenheiner 
Lehrerin: Monika Fuchs

Multimediakonzeption und Medienpädagoge:
Rolf Müller

Redaktion:
Jochen Doufrain

Quellen:
Musik: 
Schostakowitsch 7. Sinfonie
hr-Sinfonieorchester ∙ Marin Alsop
Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk Suite
hr-Sinfonieorchester ∙ Carlos Miguel Prieto
Historische Fotos: imago images ∙ dpa
Zeichnung Schostakowitsch: Chiara Dalnodar
Zeitzeuge Daniil Granin: Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestages 
Zeitzeugin Olga Kvade, Video Schostakowitsch: Aus dem Film "Leningrad Symphonie" ∙ Gebrüder Beetz Filmproduktion ∙ 2017

Spielzeitschule ist ein Projekt des hr-Sinfonieorchesters in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Kultusministerium


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